Bei der Arbeit „blau machen“ kann viele Bedeutungen haben. Im Kontext Persönliche Schutzausrüstung (PSA) kommt einem da wohl am ehesten der berüchtigte Blaumann in den Kopf. Der wurde begrifflich erstmals im späten Mittelalter erwähnt. Zu jener Zeit umfasste die Bezeichnung jedoch eher einfache Stoffgewänder, meist Overalls ohne Gürtel, die von Handwerkern diverser Branchen getragen wurden.
Einige Jahrhunderte später tauchten dann im Zuge der Industrialisierung die ersten Latzhosen auf. Doch auch diese haben mit moderner PSA, wie wir sie heute kennen, nicht viel gemein. Vielmehr befindet sich PSA in einem stetigen Wandel – sowohl optisch als auch in Sachen Funktionalität. Höchste Zeit, dass wir die Entwicklungen einordnen und Sie mit auf eine kleine Reise durch die letzten Jahrzehnte nehmen.
Beide Situationen hängen mit den meisten der nachfolgend skizzierten Fehler zusammen. PSA-Verantwortlichen kommt daher gemäß Arbeitsschutzgesetz (§ 3, ArbSchG) die Aufgabe zu, ihre Teams bedarfsgerecht auszustatten und zugleich für die korrekte Anwendung der PSA zu sorgen. Damit das gelingt, sollten Sie die folgenden Punkte im Blick behalten.
PSA gestern und heute: Aspekte und Einflussfaktoren
Bevor wir jedoch in die Zeitkapsel steigen, gilt es zu klären, nach welchen Gesichtspunkten sich Veränderungen im Bereich PSA vollziehen und wie sich diese nach außen zeigen. Hierbei lassen sich über die Epochen hinweg vier zentrale Bereiche identifizieren:
- Bereich Optik: Um es klar zu sagen: Der „Blaumann“, einst Klassiker auf jeder Baustelle, ist inzwischen out. Vielmehr fungiert PSA im 21. Jahrhundert als moderne Workwear, die zum Corporate Image eines Unternehmens passen soll. Seit Anfang der 2000er-Jahre entwickeln immer mehr herstellende Betriebe zudem PSA für Frauen oder zumindest als Unisex-Varianten. PSA-Komponenten gibt es inzwischen in verschiedenen Pass- und Schnittformen, Konfektionsgrößen sowie Farbvarianten und immer häufiger auch mit multifunktionalen Extras wie Telefonie- oder Radiofunktion. Die moderne Workwear von heute ist dabei in Sachen Design und Farbe nicht selten an Street- und Outdoorbekleidung angelehnt.
- Bereich Sicherheit: Die Zahl der jährlich gemeldeten Arbeitsunfälle (mit und ohne Todesfolge) in Deutschland hat sich laut Angaben des Spitzenverbands der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung zwischen 1986 und 2020 fast halbiert – und zwar von nahezu 1,4 auf etwa 0,75 Millionen Arbeitsunfälle. Besonders das 1996 in Kraft getretene Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG), das deutsche Arbeitgeber erstmals dazu verpflichtete, PSA für Beschäftigte bereitzustellen, hatte hierauf wesentlichen Einfluss. Dank zugleich immer umfangreicherer Brauchbarkeits- und Qualitätsprüfungen sowie der vermehrten Entwicklung tätigkeitsspezifischer PSA stieg das Sicherheits- und Schutzlevel in vielen Branchen zusätzlich. Die aktuelle PSA-Verordnung der EU (2016/425) enthält hierzu alle Richtlinien.
- Bereich Funktionalität: Immer leichter, feuchtigkeitstransportierend oder atmungsaktiv – die Bandbreite an Materialien für Schutzanzüge wächst stetig. Wurde PSA noch im vergangenen Jahrhundert überwiegend aus schwerer Baumwolle oder Polyester hergestellt, besteht sie inzwischen meist aus leichteren Stoffen wie Nylon oder Elastan. Diese und weitere Hightech-Materialien passen sich den jeweiligen Bedürfnissen und Anforderungen an. Denn zeitgemäße PSA ist meist schnell trocknend, winddicht, wasserabweisend und zugleich atmungsaktiv. In Funktion und Passform ist sie auf den jeweiligen beruflichen Kontext sowie die tragende Person zugeschnitten. Abhängig von ihrer PSA-Kategorisierung werden PSA-Produkte mittlerweile verschiedenen Verfahren zur Konformitätsbewertung unterzogen.
- Bereich Nachhaltigkeit: Nachhaltigkeit im Bereich PSA umfasst inzwischen den gesamten Produktlebenszyklus sowie die ganze Wertschöpfungskette. Das geht los beim Anbau der Rohstoffe für die Produkterzeugung und endet mit der Produktentsorgung. So sind ökologische Workwear-Linien wie uvex suXXeed greencycle planet komplett kompostierbar – und zwar vom Garn über das Färbemittel bis hin zu den Knöpfen. Damit gelangt die PSA, wenn sie einmal ausrangiert wird, zu 100 Prozent in den natürlichen Kreislauf zurück.
Ein weiterer Aspekt in diesem Bereich ist das Thema Langlebigkeit. Während noch im 20. Jahrhundert PSA-Produktlinien in Unternehmen im Schnitt meist 15 bis 20 Jahre lang eingesetzt wurden, findet ein Wechsel heute alle sechs bis acht Jahre statt. Zugleich sieht die neueste PSA-Verordnung vor, dass herstellende Firmen ihre Produkte alle 5 Jahre durch eine Zertifizierungsstelle prüfen lassen müssen, oder selbst prüfen, ob eine PSA-Produktlinie noch allen aktuellen Anforderungen entspricht.
Ausgestattet mit dem Wissen über diese zentralen PSA-Einflüsse steigen wir nun entspannt in die Zeitkapsel und lassen uns über 50 Jahre zurück in die Vergangenheit beamen.
Späte 1960er- und 70er-Jahre: erste modische Einflüsse auf die PSA
Und schwupps, da sind wir auch schon. Willkommen zurück in der Zeit der Hippies mit ihren langen Blumenkleidern und Lederwesten mit Fransen. Nun gut, ganz so ausgefallen und schillernd wie die Alltags- und Trendkleidung war die PSA jener Tage natürlich nicht. Vielmehr wurde bis in die 70er-Jahre für alle Branchen die gleiche Berufskleidung und PSA angeboten, spezialisierte Angebote gab es meist nur für Zunftkleidung. Dennoch kam, inspiriert von den Pariser Modemessen, auch in den Fabriken der PSA-Hersteller ein gewisses Modebewusstsein auf. Zahlreiche Erlebnis- und Zeitzeugenberichte aus diesen Jahrzehnten belegen jedoch, dass speziell in Sachen Tragekomfort von PSA noch viel Luft nach oben war.
So waren in manchen Produktionshallen noch bis Ende der 70er-Jahre Holzpantinen, also handelsübliche Holzschuhe, populär. Kopfschutzkombinationen bestanden im Wesentlichen aus einem einfachen Industrieschutzhelm. Visiere zum Schutz des Gesichts wurden, wenn überhaupt, durch Anbohren an die Helme angebracht. Undenkbar aus heutiger Sicht: Arbeitskräfte im Wald oder Sägewerk verrichteten ihre Tätigkeiten meist mit Berufsbekleidungen, die keinen Schnittschutz für Beine und Unterbauch aufwiesen. War ein schützendes Gewebe, zum Beispiel in Form einer Stechschutzschürze, angebracht, war dieses meist sehr schwer oder behinderte gar die Ausführung von Arbeitsaktivitäten.
Nichtsdestotrotz waren diese Jahrzehnte prägend für den Sicherheitsfortschritt in Sachen PSA. Denn ungeachtet aller Defizite in der Praxis wurden nun Standards zur Gewebeprüfung bei der Herstellung von Schutzkleidung sowie Brenn- bzw. Brandklassen zur PSA-Klassifizierung eingeführt. Ebenso befassten sich Sicherheitsexperten erstmals nähergehend mit dem Chemikalienschutz von PSA und trafen infolgedessen wichtige Aussagen zu deren Beschaffenheit.
1980er-Jahre: PSA für verschiedene Branchen
Die 80er-Jahre markierten dann einen rechtlichen Wendepunkt. Denn die Europäische Union verabschiedete Ende des Jahrzehnts zwei PSA-Richtlinien (89/686/EWG und 89/656/EWG) und harmonisierte so die bis dato in den einzelnen Mitgliedsländern gültigen Vorschriften. In der Folge wurden grundlegende Sicherheits- und Gesundheitsschutzanforderungen an die PSA sowie deren Inverkehrbringen festgelegt. Zentral für diese Periode war die Entwicklung branchenspezifischer PSA. So wurde beispielsweise im Bereich der Feuerwehren ein besonderer Wert auf die bessere Erkennbarkeit der PSA gelegt und die Schutzkleidung entsprechend mit silbernen Reflektoren bestückt. Ebenso kamen in dieser Phase die ersten Flammschutzmäntel mit zugehörigen Hosen sowie klappbare Kunststoffvisiere für den Gesichtsschutz in Umlauf.
Äußerlich erkennbar war die PSA jener Tage besonders an einem geradlinigen Schnitt, Druckknöpfe dominierten als Verschluss bei den Arbeitsjacken. Diese waren ebenso wie die Kittel meist mit einem großen Umlegekragen versehen. Derweil hatten Kunstfasern wie Polyester zu jener Zeit mit einem eher schlechten Ruf zu kämpfen.
1990er- und 2000er-Jahre: PSA für Damen
Speziell Ende des vergangenen Jahrhunderts änderte sich dies grundlegend. Nun wurden zur Herstellung von PSA-Textilien immer öfter – neben Baumwolle und Mischgeweben – Polyester verwendet. Als Verschlussform bei Arbeits- und PSA-Jacken kamen herstellerübergreifend Klettverschlüsse in Mode. Dies lag in erster Linie daran, dass diese sich gut zum Verschließen der Taschen eigneten.
Etwaige optische Veränderungen traten jedoch eher als Begleiterscheinungen eines viel tiefgreifenderen Wandels auf. Denn besonders ab Ende der 90er lösten sich die alten Rollenmuster in bislang männlich dominierten Berufen allmählich auf. Eine Entwicklung, die bis heute anhält. Die Studie „Entwicklung des Frauenanteils in männlich dominierten Berufen 2004 bis 2015“ des Bundesinstituts für Berufsbildung belegt dies eindrucksvoll. So fanden die Autoren und Autorinnen heraus, dass der Anteil junger Frauen in männerdominierten Berufen – also bei Berufen, deren Männeranteil über 80 Prozent liegt – in dieser Zeitspanne durchschnittlich um über zwei Prozent pro Jahr wuchs. Eine Dynamik, die es auch für herstellende Betriebe von Workwear oder PSA immer attraktiver machte, zusätzliche Passformen für Damen anzubieten.
Allerdings belegte zum Beispiel eine 2009 veröffentlichte Umfrage der Arbeiterkammer Wien, dass PSA mit einer gesonderten Passform für Frauen unter den befragten Arbeitskräften noch wenig bekannt war. Viele Unternehmen fokussierten sich stattdessen meist darauf, das Design ihrer PSA-Produkte so anzupassen, dass sie als Unisex-Kollektionen vertrieben werden konnten. Unabhängig davon wuchsen die Komfortansprüche von PSA-Tragenden in diesen beiden Jahrzehnten kontinuierlich weiter.
Als Konsequenz der globalen Weltwirtschafts- und Finanzkrise ab 2007 verlängerten sich jedoch die Trage- und Anwendungszyklen von PSA in Betrieben für einige Jahre deutlich. Zudem nahm die Preissensibilität von PSA-Kundengruppen spürbar zu. Dies ist zweifellos darauf zurückzuführen, dass PSA-Verantwortliche in dieser Periode nach Einsparpotenzialen in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld suchten.
Ab 2010: PSA als nachhaltiges Lifestyle-Produkt
Nach Jahren der globalen Krise begann der Markt für Berufskleidung und PSA ab 2010 wieder kräftig zu wachsen. So erhöhte sich allein zwischen 2010 und 2018 laut Angaben des BTE Handelsverbands Textil der Brutto-Umsatz mit Berufskleidung in Deutschland von zuvor 810 Millionen Euro auf 1,045 Milliarden Euro. Ergänzend dazu offenbart der Branchenreport des Marktforschungsinstituts Marketmedia24, dass die Umsätze im Bereich Berufsbekleidung 2021 rund 20 Prozent über dem Wert von 2010 lagen. In der Sparte PSA gut fünf Prozent über dem Vergleichswert. Diese Zuwächse hängen nicht zuletzt damit zusammen, dass Sicherheitsschuhe und sonstige PSA-Artikel zunehmend modischer und somit attraktiver werden. Immer wieder ist seither von der sogenannten Fashionisierung der PSA die Rede.
Ob Sicherheitsschuhe in Sneakerform oder farblich ansprechende und auf das jeweilige Unternehmen abgestimmte Arbeitshosen – der PSA-Markt wird heterogener und Funktionskleidung von Beschäftigten mittlerweile häufig auch als Alltags-Outfit genutzt.
Hinzu stößt der Trend zu mehr Nachhaltigkeit, der sich in den letzten Jahren sichtbar auf die PSA-Branche ausweitete. Ressourcenschonend hergestellte PSA aus langlebigen und umweltverträglichen Materialien ist heute bei professionellen Anbietern Standard und steht im Einklang mit der primären Schutzfunktion der PSA. Übergreifend spielen diesbezüglich zwei zentrale Nachhaltigkeitskriterien für PSA und Arbeitskleidung eine Rolle:
- Umwelt: Hierbei gilt es auf eine ressourcenschonende Herstellung, minimierte Umweltbelastungen, den Verzicht auf Schadstoffe sowie Recycelbarkeit zu achten.
- Soziales: Dazu zählen faire Arbeitsbedingungen in den Zulieferbetrieben, die beispielsweise über Mindestpreise für Landwirtschaftsbetriebe im Baumwoll-Sektor erreicht werden.
Mit der ersten komplett kompostierbaren Workwear-Kollektion uvex suXXeed greencycle planet geht uvex in Sachen Nachhaltigkeit noch einen Schritt weiter. Von erneuerbaren Energien über kurze Transportwege bis zu hohen Sozialstandards werden sämtliche Kriterien von einem unabhängigen Institut geprüft und zertifiziert.
Interessant … Eine Marktstudie des Forschungsunternehmens macrom Marketingresearch & Consult von 2021 ergab, dass der Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland im Laufe des Jahres 2020 zu einer Zweiteilung des PSA-Markts führte. Während die Nachfrage nach PSA-Produkten zur Pandemiebekämpfung regelrecht explodierte, trugen die Lockdownphasen in vielen Produktbereichen zu deutlichen Absatzrückgängen bei.
Ab 2020: auf dem Weg zur intelligenten PSA
Schön, wieder in der Gegenwart zu sein. Wie in unserer kleinen Zeitreise deutlich wurde, hat sich PSA in den vergangenen Jahren in vielerlei Hinsicht verändert. Moderne Gewebe und Materialien bieten heute sowohl höchsten Tragekomfort als auch einen verbesserten Schutz vor Hitze, Kälte oder Nässe. Hinzu kommt, dass PSA mittlerweile kaum noch etwas wiegt, gut zu reinigen ist, „stylish“ wirkt und sich an individuelle Bedürfnisse anpassen lässt.
Mit Blick auf die kommenden Jahre dürfte zudem die Einbindung digitaler Technologien in PSA in den Fokus rücken. So ist absehbar, dass vermehrt Sensoren zur Überwachung von Vitalfunktionen oder Umgebungsdaten in PSA-Textilien integriert werden. Dies ist sogar schon in einigen Bereichen Realität. Ein bekanntes Beispiel ist eine neuartige PSA für Feuerwehrleute, mithilfe derer sich die lebenswichtigen Körperparameter von Einsatzkräften überwachen lassen. Wird ein kritischer Schwellenwert über- oder unterschritten, wird die Einsatzleitung automatisch informiert und kann umgehend reagieren. Inzwischen laufen auch im Baugewerbe erste Tests und Studien mit smarter PSA. Von Schutzwesten mit integriertem Airbag für Tätigkeiten auf Leitern bis hin zu Schutzhelmen oder Schutzbrillen, die kontrollieren, ob Beschäftigte die richtige Schutzkleidung tragen, gibt es dabei unterschiedlichste Ausgangs- und Ansatzpunkte. Auch leuchtende Schutzkleidung, die sich bei schwierigen Lichtverhältnissen automatisch einschaltet, ist längst keine Zukunftsmusik mehr.
Da all diese Technologien jedoch noch nicht flächendeckend erprobt oder verfügbar sind, gilt es für PSA-produzierende Unternehmen in naher Zukunft zunächst zwei zentrale Rechtsfragen und deren Begleitaspekte zu prüfen:
- Wie gelingt es, dass die Datenerhebung und Verarbeitung durch smarte PSA mit der DSGVO konform ist und Persönlichkeitsrechte gewahrt bleiben?
- Wie soll die Zertifizierung von smarter PSA gemäß europäischer PSA-Verordnung im Detail ablaufen und sollen die Anforderungen für alle Branchen und Bereiche identisch sein?
Losgelöst von den zu klärenden Punkten sind sich PSA-Verantwortliche und Sicherheitsfachleute weitestgehend einig, dass smarte PSA über kurz oder lang wie selbstverständlich zum Alltag gehören wird. Wie dynamisch diese Veränderungen vonstattengehen, ist jedoch nur schwer zu prognostizieren und hängt von diversen gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen (u. a. der allgemeinen Konjunkturlage) ab. In der Welt der PSA bleibt es also auch künftig spannend.
Sie wollen noch mehr über unsere Produkttechnologien sowie digitalen Ansätze für smarte PSA erfahren? Dann schauen Sie gerne auf den jeweiligen Unterseiten vorbei und lassen sich von unseren Innovationen „Made in Germany“ inspirieren.
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