Nicht nur wenn es um Sicherheitsschuhe geht, werden die Begriffe „ESD“ und „Antistatik“ regelmäßig durcheinandergebracht. Während das Eine zwar im Anderen enthalten ist, sind Rückschlüsse in die umgekehrte Richtung oft falsch – und obwohl es in beiden Fällen um den Durchgangswiderstand geht, unterscheiden sich beide Themen doch grundlegend. Verwirrt? Keine Sorge, wir bringen Licht ins Dunkel!
Was es mit elektrostatischer Auf- und Entladung auf sich hat und dass vermutlich jeder von uns schon einmal damit in Berührung gekommen ist, wurde schon in unserem Fachbeitrag über Schutzhandschuhe im Zusammenhang mit der neuen Elektrostatik- Prüfnorm dargestellt. Da Sicherheitsschuhe den direkten Kontakt zwischen dem Körper des Trägers und dem Boden herstellen, sind die Themen Elektrostatik und Durchgangswiderstände auch hier sehr wichtig. Es muss allerdings unterschieden werden zwischen den antistatischen Eigenschaften von Schuhen und ihrer ESD-Fähigkeit.
In der für Sicherheitsschuhe gültigen Norm EN ISO 20345 wird neben den vielen Anforderungen, die an einen Sicherheitsschuh gestellt werden, auch das Thema elektrische Eigenschaften behandelt. Darauf basierend können drei Bereiche festgelegt werden, die sich aufgrund des Durchgangswiderstands einteilen lassen in leitendes, antistatisches und isolierendes Schuhwerk. Damit ein Sicherheitsschuh beispielsweise eine Kennzeichnung als S1-Schuh erhält, muss er neben den Basisanforderungen unter anderem die Zusatzanforderung der Antistatik erfüllen. Das gilt demnach auch für alle darauf aufbauenden Sicherheitsklassen (ebenso beim Schutz- und Berufsschuh). Ein Schuh ist antistatisch, wenn sich der gemessene Durchgangswiderstand im Bereich zwischen 100 Kiloohm (105 Ohm) und 1 Gigaohm (109 Ohm) befindet. Bei einem geringeren Durchgangswiderstand gilt er gemäß Norm als leitend und bei einem höheren Wert als isolierend.
Aber wieso ist das der Fall und was steckt dahinter?
Die EU-Norm gibt vor, dass antistatisches Schuhwerk benutzt werden soll, um elektrostatische Aufladung zu vermindern und deren Ableitung zu gewährleisten. Dies ist notwendig, wenn die Gefahr eines elektrischen Schlags durch elektrische Geräte oder spannungsführende Teile nicht ausgeschlossen werden kann – oder das Risiko einer Entzündung von entflammbaren Substanzen oder Dämpfen durch Funken besteht.
Es geht also darum, den Sicherheitsschuhträger (und auch seine Kollegen) vor Gefahren, die in Zusammenhang mit elektrischer Aufladung auftreten können, zu schützen.
Das zur Antistatik – und was bedeutet dann ESD?
Nicht nur die elektrostatische Aufladung und der Schutz des Menschen spielen in der Industrie eine wichtige Rolle, sondern auch der Schutz von Werkteilen und Geräten durch kontrollierte Ableitung. In diesem Zusammenhang kommt eine weitere Norm ins Spiel, die sich mit eben dieser elektrostatischen Entladung („electro static discharge“ = ESD) befasst: DIN EN 61340-5-1 („Schutz von elektronischen Bauelementen gegen elektrostatische Phänomene“). Der in dieser Norm definierte ESD-Bereich ist letztlich eine Eingrenzung des antistatischen Bereichs aus der Sicherheitsschuhnorm EN ISO 20345. Die untere Grenze des Durchganswiderstand liegt hier bei 100 Kiloohm und die Obergrenze bei 100 Megaohm (1 x 108 Ohm). Das bedeutet also, dass ein Schuh, der ESD-fähig ist, in jedem Fall gleichzeitig auch antistatisch ist. Im Umkehrschluss ist jedoch nicht jeder antistatische Schuh ESD-fähig. Wenn beispielsweise ein Durchgangswiderstand von mehr als 100 Megaohm gemessen wird, ist der Schuh antistatisch, aber außerhalb der ESD-Grenzwerte. Hat der Schuh einen Durchgangswiderstand von nur 1 Megaohm, ist er sowohl antistatisch als auch ESD-fähig.
Da es sich bei ESD um die Erfüllung einer Norm aus dem Produktschutzbereich handelt, muss die Kennzeichnung unabhängig von der CE-Markierung erfolgen. An Sicherheitsschuhen, die diese Norm erfüllen, befindet sich daher zusätzlich das gelbe ESD-Zeichen. Haben die Schuhe zwar keine gesonderte ESD-Kennzeichnung, aber mindestens die Kennzeichnung S1, so sind sie grundsätzlich antistatisch.
Messmethoden und Einflüsse auf die Messergebnisse
Um einen Schuh für die Zertifizierung auf seine antistatischen Eigenschaften zu überprüfen, wird eine Testmethode unter Laborbedingungen angewendet. Zunächst muss der Schuh über eine gewisse Zeit konditioniert werden (jeweils in trockener und feuchtigkeitsregulierter Atmosphäre) – anschließend durchläuft er jeweils das Testverfahren. Dabei wird der Schuh mit vier Kilogramm Edelstahlkugeln gefüllt, die über ein Kupferkabel mit dem Durchgangswiderstandmessgerät verbunden sind. Der Schuh befindet sich auf einer Kupferplatte, die die äußere Elektrode bildet. Für eine Minute wird dann zwischen Edelstahlkugeln und Kupferplatte eine Spannung von 100 Volt angelegt und dabei der Durchgangswiderstand gemessen. Dieser muss größer als 100 Kiloohm, aber kleiner oder gleich 1 Gigaohm sein.
Etwas komplizierter ist es, die ESD-Fähigkeit eines Schuhs zu prüfen, denn es existieren unterschiedliche Messmethoden aus zwei Normen. Gemäß der DIN EN 61340-5-1 wird der Durchgangswiderstand des Systems Mensch-Schuh-Boden gemessen. Dabei stellt sich der Mitarbeiter in seinen Sicherheitsschuhen beispielsweise auf eine leitfähige Schuhwerkselektrode. Um den Widerstand zu messen, drückt der Mitarbeiter mit der Hand auf eine Handkontaktplatte. Wenn der gemessene Durchgangswiderstand unter 35 Megaohm ist, ist der Schuh ESD-fähig.
In der zweiten Norm, der DIN EN 61340-4-3, wird der Durchgangswiderstand in einem Laborprüfverfahren bestimmt. Hierzu wird das Prüfobjekt in einem Klimaschrank mit vordefinierter Temperatur und Luftfeuchtigkeit vorkonditioniert.
Es kann in einigen Fällen durchaus vorkommen, dass ein vom Hersteller als ESD-fähig gekennzeichneter Schuh bei einer Kontrollmessung beim Kunden durch die Prüfung fällt. Das muss nicht automatisch heißen, dass der Schuh nicht ESD-fähig ist. Es gibt vielmehr Ursachen und Einflüsse, die zu einem solchen Ergebnis führen können. Unter anderem kann die Temperatur des Schuhs die Ableitfähigkeit beeinflussen. Wird das Paar Sicherheitsschuhe beispielsweise im Winter über Nacht im Auto gelassen, kühlt es aus und weist dadurch einen höheren Durchgangswiderstand auf.
Ebenso kann die Dauer des Tragens und die damit einhergehende Feuchtigkeitsbildung im Schuh ein Einflussfaktor sein. Feuchtigkeit fördert im Allgemeinen die Ableitfähigkeit des Schuhs. Wurde die Laufsohle oder das Fußbett verändert oder liegt eine Verschmutzung der Kontaktflächen vor, kann auch das nachteilige Auswirkungen haben.
Welche Einflüsse können bei getragenen Schuhen den Durchgangswiderstand beeinflussen?
Die EU-Norm gibt vor, dass antistatisches Schuhwerk benutzt werden soll, um elektrostatische Aufladung zu vermindern und deren Ableitung zu gewährleisten. Dies ist notwendig, wenn die Gefahr eines elektrischen Schlags durch elektrische Geräte oder spannungsführende Teile nicht ausgeschlossen werden kann – oder das Risiko einer Entzündung von entflammbaren Substanzen oder Dämpfen durch Funken besteht.
Es geht also darum, den Sicherheitsschuhträger (und auch seine Kollegen) vor Gefahren, die in Zusammenhang mit elektrischer Aufladung auftreten können, zu schützen.
Sicherheitsschuhe von uvex mit ESD-Zertifizierung gibt es in vielen Varianten und Ausstattungen für eine Vielzahl von Einsatzbereichen. Ihr zuständiger Vertriebsmitarbeiter hilft Ihnen gerne bei der Auswahl und Identifizierung von für Ihren Bereich geeigneten Modellen.
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Sehr geehrte Damen und Herren,
in Ihrer Tabelle oben sehe ich den dritten Tabellenabschnitt dort ist ein höherer Widerstand als der von ESD. Gibt es also Sicherheitsschuhe die noch einen höheren Widerstand als ESD Schuhwerke besitzen? Also größer als 1GOhm? Oder ist ESD der maximale Schutz im Sicherheitsschuhbereich?
Hallo Daniel,
vielen Dank für Ihren Kommentar.
Es gibt gemäß Norm tatsächlich die Möglichkeit, Sicherheitsschuhe zu zertifizieren mit einem Durchgangswiderstand > 1 Gigaohm. Diese sind dann aber nicht mehr antistatisch und können nur mit der Kennzeichnung SB versehen werden, nicht S1 bis S5, weil hier die Antistatik immer voraus gesetzt wird. Wir haben solche Produkte nicht im Programm, unsere Produkte sind immer antistatisch und meistens noch zusätzlich ESD zertifiziert.
Sehr geehrte Damen und Herren
Ich möchte meine orthopädischen Einlagen in den Sicherheitsschuhen (ESD) tragen. Kann ich das?
Gruss Reto
Hallo Reto.
Einlagen in Sicherheitsschuhen müssen grundsätzlich für das jeweilige Modell zertifiziert sein – eventuell hilft dir das hier weiter: https://www.uvex-safety.com/de/kaufen/kaufberatung/orthopaedische-bestellungen/
Schöne Grüße
Jürgen vom uvex safety team
Hallo Jürgen
Vielen Dank für die schnelle Rückmeldung. D.h. wenn ich deine Antwort richtig verstanden habe, erfüllen Arbeitsschuhe mit der Bezeichnung S1 bis S3 nicht automatisch die Ex-Anforderungen, welche in den Zonen 1 und 2 bzw. 21 und 22 gelten, da sie einen hören Ableit-/Durchgangswiderstand zulassen. Ist das so korrekt?
Gruss André Bösch
Hallo André.
Genau. Aus den S-Kennzeichnungen lassen sich keine Aussagen über Ableit-/Durchgangswiderstände für Ex-Bereiche treffen.
Die Empfehlung: Sicherheitsschuhe einsetzen, die eine explizite ESD-Kennzeichnung haben.
Beste Grüße
Jürgen vom uvex safety team
Sehr geehrte Damen und Herren
Unsere Techniker müssen bei ihrer täglichen Arbeit Sicherheitsschuhe mit der Bezeichnung S1, S2 oder S3 anziehen.
Können sie mir kurz mitteilen, ob Sicherheitsschuhe, welche die Anforderungen S1 bis S3 haben, auch gleichzeitig die Anforderung bezüglich Ex-Schutz bzw. des zulässigen Ableit-/Durchgangswiderstand von 100 Megaohm (108) erfüllen?
Aufgrund ihres obenstehenden Artikels bin ich der Meinung, dass dem nicht so ist, da Sicherheitsschuhe der Kategorie S1, S2 oder S3 einen Ableit-/Durchgangswiderstand bis 1 Gigaohm (109) aufweisen können.
Für die schnelle Rückmeldung danke ich ihnen.
Freundliche Grüsse
André Bösch
Hallo André!
Vielen Dank für deinen Kommentar. Du hast natürlich Recht: Für Exbereiche kann unter Umständen ein nur antistatischer Schuh in seinem Durchgangswiderstand höher liegen als die geforderten 10^8 Ohm = 100 Megaohm.
Daher empfehlen wir für solche Arbeitsplätze ESD-Schuhe. Diese dürfen einen Durchgangswiderstand haben von maximal 3,5 * 10^7 Ohm = 35 Megaohm. Sie liegen somit immer innerhalb der Anforderung von Exbereichen.
Die meisten unserer für industrielle Einsatzbereiche zertifizierten Schuhe sind sowohl als ESD- als auch als Sicherheitsschuh zertifiziert und erfüllen daher die Anforderungen des Exbereiches.
Viele Grüße
Jürgen vom uvex safety team
Hallo,
bin ich verpflichtet die antistatischen Eigenschaften des Schuhes bei Einsatz in Exbereichen zu prüfen und das Ergbnis zu protokollieren? Vielen Dank im voraus.
Mit freundlichen Grüßen
Georg Distler
Hallo Herr Distler,
vielen Dank für Ihre Frage.
Hinweise zur Prüfung der antistatischen Eigenschaften eines Sicherheitsschuhs finden Sie in der jedem Sicherheitsschuh beiliegenden Gebrauchsanleitung. Über gegebenenfalls für Sie als Sicherheitsbeauftragten/Sicherheitsingenieur existierende Dokumentationspflichten dürfen wir Sie als Hersteller nicht rechtlich beraten.
Beste Grüße,
uvex safety