Megatrends wie die Digitalisierung oder der demografische Wandel betreffen uns alle. Im Großen wie im Kleinen. Wie aber muss sich beispielsweise persönliche Schutzausrüstung für den Kopf- und Gesichtsbereich verändern, um den Herausforderungen unserer Zeit gewachsen zu sein? Ist es Anfang 2018 noch zeitgemäß, sich rein auf Schutzfunktionen zu verlassen – oder müssen auch Schutzprodukte heutzutage mit Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Ergonomie überzeugen?
Das Tückische am demografischen Wandel: Wir bekommen die Folgen unseres Handels erst sehr spät zu spüren. Die Gesellschaft wird im Durchschnitt immer älter – und davon sind Arbeitnehmer natürlich nicht ausgeschlossen. Dieser Herausforderung müssen sich auch Hersteller von persönlicher Schutzausrüstung stellen, und vor allem bei Neuentwicklungen die Frage beantworten: Trägt meine PSA aktiv oder passiv dazu bei, Arbeitskraft langfristig zu erhalten?
Was muss PSA grundsätzlich leisten?
Die kurzfristigen Aufgaben von persönlicher Schutzausrüstung sind klar: Bewahren des Trägers vor unmittelbaren Gefahren. Im Kopf- und Gesichtsbereich gibt es eine Fülle an Normen, die ein breites Spektrum an potenziellen Gefahrensituationen behandeln:
Kopfschutz: Für Schutzhelme gilt unter anderem die EN 397, die den Schutz vor „fallenden Gegenständen und deren Konsequenzen wie Gehirnverletzung und Schädelbruch“ beschreibt. Für Anstoßkappen gilt die EN 812, in der festgelegt ist, wie Kappen beschaffen sein müssen, um Anstoßverletzungen am Kopf zu vermeiden. Für besondere Einsatzgebiete wie Forstarbeit oder Elektroinstallationen existieren weitere spezifische Normen.
Augenschutz: Die wichtigste Norm im Augenschutz, die EN 166, beschreibt neben der optischen Güteklasse und den Filtereigenschaften auch die Anforderungen an Schutzbrillen im Hinblick auf Partikel, die mit hoher Geschwindigkeit auf die Scheibe treffen. Zusätzliche Unternormen wie die EN 170 und die EN 172 thematisieren den Schutz vor UV- beziehungsweise Sonneneinstrahlung. Für Schweißerschutzbrillen und den damit einhergehenden Funkenflug und die Infrarotstrahlung gilt außerdem die EN 169.
Gehörschutz: Die in mehrere Abschnitte unterteilte EN 352 hält fest, welche Anforderungen an unterschiedliche Arten von Gehörschutz gestellt werden. Hier geht es in erster Linie um Lärmbelästigung und -beeinträchtigung, in Sonderprüfungen können aber auch Sprach- und Signalverständlichkeit getestet und zertifiziert werden.
Atemschutz: Im Bereich filtrierender Atemschutzmasken gilt die EN 149, die in drei Schutzklassen FFP1, FFP2 und FFP3 die verschiedenartigen Partikel beschreibt, vor denen Masken ihre Träger bewahren müssen.
Diese Normen sind also hauptsächlich dazu gedacht, Produkte auszuzeichnen, die die negativen Auswirkungen von unmittelbaren Gefahren abwenden. Das ist ein wichtiger Baustein, wenn es um den langfristigen Erhalt von Arbeitskraft geht. Aber es sind nicht immer nur die schweren Verletzungen, die Arbeitsleistung mindern, auch unergonomische Abläufe oder Ausrüstungsgegenstände können mittel- und langfristig spürbare Folgen haben.
Was ist Ergonomie eigentlich genau?
Vereinfacht ausgedrückt ist die Ergonomie die Wissenschaft von optimalen Abläufen und Produkten. Dabei liegt der Fokus stets darauf, Ziele möglichst ohne Umwege oder anderweitige Beeinträchtigungen zu erreichen. Es geht bei Ergonomie also vor allem auch um die Benutzerfreundlichkeit von Werkzeugen oder Maschinen, aber auch um die Vermeidung von Unbehagen und vorzeitiger Ermüdung.
Dass es extrem wichtig ist, maximal ergonomisch – also effizient, komfortabel und ermüdungsfrei – zu arbeiten, verrät ein Blick auf die Ergo-Pyramide. Die zeigt, was passieren kann, wenn wir selbst kleine Beeinträchtigungen in unserem Arbeitsleben dulden:
Schutz nach Norm ist also die kurzfristige Erhaltung der Arbeitskraft, Ergonomie die langfristige. Nicht immer ist es leicht, beides optimal miteinander zu verbinden. Im Hinblick auf den Normschutz gibt es heutzutage zwischen PSA-Herstellern nur geringfügige Unterschiede – erfüllt eine Schutzbrille oder ein Helm eine bestimmte Norm, so sind die Träger bei entsprechenden Tätigkeiten in der Regel ausreichend geschützt. Ganz anders sieht es in Sachen Ergonomie aus. In diesem Bereich existieren keine Normen, keine Standards und keine Einheitlichkeit.
Was bedeutet Ergonomie im Bereich Kopf- und Gesichtsschutz?
Bei einem Schutzhelm ist die Frage nach seinen ergonomischen Eigenschaften einfach zu beantworten: Er muss möglichst leicht sein und das Gewicht ausgewogen auf dem Kopf verteilen, um Nackenmuskulatur und Halswirbelsäule nicht über Gebühr zu belasten. Das erstreckt sich auch auf Visiere, bei denen eine schlechte Parkposition eine enorme Belastung bedeuten kann. Bei Atemschutzmasken steckt das größte Ergonomie-Potenzial in der Reduzierung von Ein- und Ausatemwiderständen durch besonders effiziente Materialien und Ventile. Gehörschutz beispielsweise sollten unter ergonomischen Gesichtspunkten möglichst wenig drücken – aber auch das Klima unter den eng anliegenden Kapseln spielt hier eine Rolle. Bei Schutzbrillen ist einerseits Gewicht und Gewichtsverteilung ein entscheidender Faktor, vor allem aber auch die Vermeidung von Sichtbeeinträchtigungen beispielsweise durch frühzeitiges Beschlagen. Für alle Arten von PSA gilt dabei der positive Nebeneffekt: Je höher die Ergonomie, desto besser in der Regel auch die Trageakzeptanz!
Auch wenn es keine Normen dafür gibt, vergleicht uvex Ergonomie-Faktoren wie die Andrückkraft im Testlabor.
Wie können Lösungen hierfür aussehen?
Ein Ansatz kann sein, auf PSA von einem Systemhersteller zurückzugreifen. Augen-, Gehör, Kopf- und Atemschutz aus einer Hand wurden in der Regel auch in enger Abstimmung entwickelt – also lassen sich in der Folge die einzelnen Komponenten tendenziell auch gut kombinieren. Gerade beim Zusammenspiel aus Atemschutzmaske und Schutzbrille oder Gehörschutz und Schutzhelm kann aber schlecht passende PSA deutliche Komforteinbußen mit langfristigen Folgen bedeuten.
Allein mit gut aufeinander abgestimmter PSA ist schon viel gewonnen, das Ende der Ergonomie-Fahnenstange ist das aber noch nicht – und das wissen auch die PSA-Hersteller. Darum gibt es verschiedenste Ansätze, Ergonomie in irgendeiner Form darstellbar und messbar zu machen: Wir beispielsweise gehen gemeinsam mit diversen Forschungseinrichtungen den wissenschaftlichen Weg – das Ergebnis ist unser Produktsystem uvex i-gonomics.
Auch die fortschreitende Digitalisierung eröffnet uns große Chancen: Eine intelligente Schuheinlage, die ungünstige Haltungen erkennt, kann ihren Träger im Hinblick auf Ergonomie gut unterstützen. Denkbar ist auch, dass Dinge wie Gestensteuerung, NFC-Chips in Schutzhandschuhen und in Schutzbrillenscheiben integrierte Displays eine ganz neue, viel ergonomischere Ära in unserer Arbeitswelt einläuten. In diesem Bereich werden in den kommenden Jahren sicher viele spannende Ideen und Konzepte – und schlussendlich natürlich auch Produkte – entstehen. Sie dürfen gespannt sein!
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