Bio-Lebensmittel gehören mittlerweile zum Standardsortiment eines jeden Supermarkts. Der Fokus liegt dabei auf unbehandeltem Obst und Gemüse. Denn Lebensmittel, die mit Pestiziden behandelt werden, können sowohl dem Endkunden beim Verzehr als auch den Mitarbeitern bei der Anwendung gesundheitlich schaden. Wir gehen in diesem Blogbeitrag genauer darauf ein, was Pestizide sind und wie Sie sich bei dem Umgang damit schützen können.
Was sind Pestizide?
Das Wort „Pestizide“ stammt aus dem Englischen „pests“, das übersetzt Schädlinge bedeutet. Es handelt sich dabei um Pflanzenschutzmittel. Diese schützen Pflanzen oder Pflanzenerzeugnisse vor Schadorganismen oder Krankheiten. Zusätzlich werden Pestizide dafür eingesetzt, das Pflanzenwachstum zu regulieren. Es handelt sich dabei teilweise um äußerst giftige Chemikalien in hoher Konzentration.
Welche Pestizide gibt es?
Um Pflanzen vor jeglicher Gefahr schützen zu können, wurden verschiedene Pestizide entwickelt. Diese sind in drei Gruppen unterteilt:
- Herbizide
- Insektizide
- Fungizide
Herbizide – gegen störende Pflanzen
Herbizide ist ein anderes Wort für Unkrautbekämpfungsmittel und somit das bekannteste und am häufigsten eingesetzte Pestizid. Es dient der Bekämpfung von störenden Pflanzen, die mithilfe der Herbizide abgetötet werden sollen. Dabei bewirken die Herbizide ein schnelleres Wachstum, wodurch die Pflanze nicht genug Nährstoffe aufnehmen kann und somit abstirbt. Einige Unkrautbekämpfungsmittel haben ätzende Wirkung oder beeinträchtigen die Photosynthese, wodurch das Wachstum gestoppt wird.
Insektizide – gegen Störinsekten
Beim Insektizid handelt es sich um ein Insektenvernichtungsmittel, das zur Abtötung, Vertreibung und Hemmung von Insekten dient. Insekten wie Blattläuse, Raupen und Käfer werden somit daran gehindert, die Qualität und den Ertrag der Ernte negativ zu beeinflussen.
Fungizide – gegen Pilze
Fungizide sind Stoffe, die Pilze abtöten oder deren Wachstum hemmen. Die Wirkstoffe der Fungizide beeinflussen den Stoffwechsel der Pilze und kontrollieren somit das Wachstum oder führen gar zum Absterben der Pilze.
So unterschiedlich die Zusammensetzungen verschiedener Pestizide sind, so vielfältig sind die möglichen unerwünschten Nebenwirkungen. Denn Pestizide führen nicht nur Pflanzen, Insekten und Pilzen Schaden zu, sondern können auch dem Menschen gesundheitlichen Schaden zufügen – Pestizid-Nebenwirkungen können Krankheiten wie Krebs, Unfruchtbarkeit und die Schwächung des Immunsystems sein.
Pestizideinsatz – Pestizide in der Landwirtschaft
Typische Personengruppen, die mit Pestizide in Kontakt kommen, arbeiten in der Agrarindustrie. Dies sind unter anderem direkte Anwender von Pflanzenschutzmitteln, aber auch Personen, die Nachfolgearbeiten auf behandelten Flächen durchführen oder Umgang mit behandelten Erzeugnissen haben. Die Gefahr, dabei einer Exposition von Pestiziden ausgesetzt zu werden, ist sehr hoch.
In den Industrieländern werden die Pestizide weitgehend technisiert auf den Feldern verteilt, sodass ein direkter Kontakt mit den Substanzen minimiert wird. Dennoch gibt es Bereiche, bei denen es einer speziellen Schutzausrüstung bedarf – z.B. beim Umfüllen, Ausbringen oder Nacharbeiten der Pestizide.
Pflanzenschutzrecht – Schutzausrüstung Pflanzenschutz
Im Pflanzenschutzrecht sind strenge Regeln festgehalten, die eine sichere, sach- und bestimmungsgemäße Anwendung von Pestiziden vorsieht. So dürfen die Pflanzenschutzmittel laut Pflanzenschutzgesetz keine schädlichen Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen haben. Deshalb wird bereits bei der Zulassung von Pestiziden zusammen mit dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) eine Risikobewertung vorgenommen. Dabei werden Vorschriften zum Einsatz der Pestizide wie die nötige Schutzausrüstung festgelegt und vorgeschrieben. Diese persönliche Schutzausrüstung findet sich dann als Anwendungsbestimmung im Sicherheitsdatenblatt des Pestizids wieder.
Darüber hinaus informiert das BVL über zugelassene Pflanzenschutzmittel und was bei der Anwendung der Pestizide zu beachten ist. Die PSA besteht dabei je nach Pestizid aus folgenden Komponenten:
- Schutzanzug
- Handschuhe
- Kopfschutz
- Schutzbrillen
- Atemschutz
- Gummischürze
- Fußschutz
Die Anforderungen an die Pflanzenschutz Schutzausrüstung sind in der BVL Richtlinie „Persönliche Schutzausrüstung beim Umgang mit Pflanzenschutzmitteln“ beschrieben. Zusätzlich gibt es vom BVL eine Liste mit zertifizierter PSA gegen Pestizide, die regelmäßig aktualisiert wird und die Beschaffung der korrekten Schutzausrüstung erleichtern soll.
PSA Pflanzenschutzmittel – Relevante Normen
Sofern aufgrund der Risikobewertung beim Umgang mit einem Pestizid ein Schutzanzug gegen Pflanzenschutzmittel erforderlich ist, muss dieser laut BVL Richtlinie mindestens einer der folgenden Normen entsprechen:
- Schutzkleidung Stufe C3 gemäß EN ISO 27065 „Schutzkleidung – Leistungsanforderungen an Schutzkleidung für die Anwender von Pflanzenschutzmitteln sowie Personen für Nachfolgearbeiten.“
- Schutzkleidung Typ 3 oder 4 gemäß EN 14605 „Schutzkleidung gegen flüssige Chemikalien – Leistungsanforderungen an Chemikalienschutzanzüge mit flüssigkeitsdichten (Typ 3) oder spraydichten (Typ 4) Verbindungen zwischen den Teilen der Kleidung.“
EN ISO 27065
Die Norm EN ISO 27065 umfasst drei Stufen C1, C2 und C3 – wobei C3 die höchste Schutzstufe darstellt.
- C1 und C2 sind für Nachfolgearbeiten geeignet und C2 außerdem für den Umgang mit verdünnten Pflanzenschutzmittellösungen. Hierbei handelt es sich meist um Mehrwegschutzbekleidung.
- C3 eignet sich für verdünnte Pflanzenschutzmittellösungen, aber auch für konzentrierte Pflanzenschutzmittel, mit denen beim Anmischen Kontakt bestehen könnte.
Die Eignungsprüfung der Norm EN ISO 27065 betrachtet das Material und die Naht der Schutzanzüge. Hierbei erfolgt eine Klassifizierung aufgrund von physikalischen und chemischen Materialeigenschaften. Die Tests werden unter kontrollierten Laborbedingungen und gegenüber definierten Testsubstanzen durchgeführt.
Schutzkleidung, die nach EN ISO 27065 zertifiziert ist, darf mit dem Piktogramm „Erlenmeyerkolben mit Blatt“ gekennzeichnet werden. Neben der Norm wird auch noch die Klasse am Piktogramm angegeben.
Schutzkleidung Typ 3 oder 4 gemäß EN 14605
Um für die einzelnen Gefahrengebiete optimalen Schutz gewährleisten zu können, hat die Europäische Union harmonisierte Normen für verschiedene Schutzklassen (Typen) im Chemikalienschutz definiert.
Hierbei wird nach erfolgreichem Jet Test Ergebnis gemäß EN 14605 der Typ 3 als „flüssigkeitsdichte Schutzkleidung: Schutz vor starkem, gerichtetem Flüssigkeitsstrahl“ definiert.
Typ 4 ist ebenfalls ein flüssigkeitsdichter Anzug, der Schutz vor Flüssigkeit bietet, die allerdings nicht unter Druck steht.
Weitere Informationen zu den Normen und Richtlinien für Chemikalienschutzanzüge können Sie in unserem Blogbeitrag nachlesen.
ISO 18889
Die Norm ISO 18889 ist eine Norm für Schutzhandschuhe für Anwender von Pflanzenschutzmitteln und umfasst drei Stufen GR, G1 und G2 – wobei G2 die höchste Schutzstufe darstellt.
- GR: Teilbeschichtete Schutzhandschuhe bieten Schutz vor getrocknetem Spritzbelag bei Nachfolgearbeiten.
- G1: Vollbeschichtetet Schutzhandschuhe für den Umgang mit anwendungsfertigen Pflanzenschutzmitteln.
- G2: Vollbeschichtetet Schutzhandschuhe für den Umgang mit konzentrierten Pflanzenschutzmitteln.
Als Alternative zur ISO 18889 eignen sich Schutzhandschuhe, die die Anforderungen der DIN EN ISO 374-1 und / oder DIN EN 388 erfüllen.
DIN EN 388
Die DIN EN 388 ist eine Norm für Schutzhandschuhe gegen mechanische Risiken. Sie enthält verschiednene Testverfahren, mit denen die mechanische Leistungsfähigkeit von Handschuhen verglichen werden kann. Der Fokus wird hier auf die folgenden 6 Leistungsstufen gelegt.
- Abriebfestigkeit: Zum Prüfen der Abriebfestigkeit des Schutzhandschuhs wird das Material mit Schleifpapier unter Druck bearbeitet. Die Anzahl der Zyklen, die erforderlich sind, um ein Loch in das
Material zu schleifen, dient als Bezugsgröße.
(Höchste Leistungsstufe 4 = 8.000 Zyklen) - Schnittfestigkeit mit Hilfe des Coupe-Tests: Zum Prüfen der Schnittfestigkeit eines Schutzhandschuhs wird ein rotierendes Kreismesser eingesetzt, welches bei konstanter Geschwindigkeit und konstanter Krafteinwirkung durch das Handschuhmaterial schneidet. Als Bezugsgröße dient der Vergleich mit einem Referenzmaterial und ein sich daraus ergebender Index. (Höchste Leistungsstufe 5 = Index 20)
- Reißfestigkeit: Zum Prüfen der Reißfestigkeit wird das Material des Schutzhandschuhs zunächst eingeschnitten. Als Bezugsgröße gilt die Kraft, die
erforderlich ist, um das Material zu zerreißen.
(Höchste Leistungsstufe 4 = 75 Newton) - Durchstichfestigkeit: Zum Prüfen der Durchstichfestigkeit wird das zu prüfende Material mit einem Nagel (festgelegtes Maß) durchstochen. Die dafür aufgewendete Kraft dient als Bezugsgröße.
- Schnittfestigkeit nach TDM: Die Anwendung das Prüfverfahrens nach ISO 13997 ist für Materialien relevant, die das rotierende Kreismesser im Rahmen des Coupe Tests (s. o.) abstumpfen lassen. Es wird die notwendige Kraft zum Durchschneiden eines Materials auf einer definierten Distanz (20 mm) gemessen (Höchste Leistungsstufe F = 30 Newton)
- Zusätzlicher Schutz gegen Stöße: Handschuhe mit der der Leistungsstufe „P“ am Ende bieten eine spezifische Aufpralldämpfung.
DIN EN ISO 374-1
Die DIN EN ISO 374-1 ist eine Norm für Schutzhandschuhe gegen gefährliche Chemikalien und Mikroorganismen. Chemikalienschutzhandschuhe müssen diesen Anforderungen entsprechen. Dabei wird die Permeationsbeständigkeit von Typ A, Typ B und Typ C unterschieden:
Kommen auch Sie regelmäßig mit Pestiziden in Berührung und sind dessen Gefahren ausgesetzt? Erzählen Sie uns gerne von Ihren Erfahrungen im Umgang mit Pflanzenschutzmitteln. Sind Sie bereits ausreichend geschützt? Gerne beraten wir Sie ausführlich zu Ihrer optimalen persönlichen Schutzausrüstung für Ihren Arbeitsbereich.
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